NFTs: Paninibilder und Mona Lisas von heute

Gemeinsam Positives bewirken

NFTs: Paninibilder und Mona Lisas von heute

Das steckt hinter dem Hype um NFTs

Non-fungible Token (NFT) sind echte Unikate der digitalen Welt und werden bei grossen Auktionshäusern für Millionenbeträge versteigert. Dabei sind NFT nichts weiter als gewöhnliche Dateien, die Bilder, Videos oder andere Medien enthalten können. Wie andere Dateien können auch NFTs mit einfachen Tastenkombinationen kopiert und geteilt werden. Dabei verhält es sich jedoch wie mit weltberühmten Gemälden: Viele Menschen können Kopien in Ihren Wohnzimmern aufhängen, die Originale bleiben jedoch sicher an den Wänden des Pariser Louvre – beziehungsweise auf den Festplatten der Besitzer von NFTs. Möglich machen das Protokolle innerhalb den Blockchains von Ethereum, FLOW und vielen weiteren Communitites.

Die Aufstieg der Nerds

Bevor NFT als Massenphänomen in renommierten Zeitungen und Online-Medien auftauchte, experimentierten kreative Köpfe der New Yorker IT-Agentur Larva Labs im Jahr 2017 mit Crypto Punks: Sie schrieben ein Programm, welches zufällige Comic-Charaktere im Format  24×24 im 8-bit-style generiert. Insgesamt wurden so mehr als 10.000 dieser pixelige Charaktere erschaffen, die der Londoner Punk-Szene nachempfunden sind.

CryptoPunks stehen auf dem NFT-Marktplatz OpenSea zum Verkauf © OpenSea

Das besondere an den Crypto Punks ist, dass nur eine Person ein digitales Abbild eines Crypto Punks besitzen kann. Diese Inhaberschaft ist in der Blockchain des Ethereum Netzwerks hinterlegt und somit fälschungssicher. Wie bei limitierten Objekten üblich, entwickelte sich aus den ursprünglich frei verfügbaren Kunstwerken ein reger Handel und Austausch zwischen Fans, Sammlerinnen und Sammlern. Alleine in den vergangenen 12 Monaten wurden über 8000 Transaktionen mit einem durchschnittlichen Verkaufspreis von 15.45 Ether – etwa 30.000 Schweizer Franken – durchgeführt. 

Ein weiteres Projekt, welches NFTs endgültig in den Mainstream katapultierte, waren CryptoKitties. Bei diesem Projekt geht es im Wesentlichen um das Tauschen und Verkaufen von süssen Katzenbildern. Ursprünglich als on-chain Videospiel (ein Spiel, welches entlang einer einer Blockchain funktioniert) während eines Hackathons innerhalb der Ethereum-Szene konzipiert, entwickelte sich CryptoKitties zu einem profitablen Auktions- und Gaming-Hype. 

Die Gründe dafür waren vielfältig und orientieren sich an den Gesetzen der digitalen Medienwelt: Wenn Menschen für etwas Absurdes wie Katzenbilder Tausende von US-Dollar zahlen und dabei das Ethereum-Netzwerk kurzzeitig überlasten, MUSS darüber berichtet werden. 

Heute spielen CryptoKitties keine Rolle mehr – ihr Einfluss auf die weitere Entwicklung der NFT-Kultur bleibt jedoch. 

Aus Spass wird Ernst

NFTs begannen als Spass, wurden zum Hype und legten den Grundstein für weitreichende Revolutionen auf dem globalen Auktions- und Kunstmarkt. So wurden bereits GIFs wie die bekannte “Rainbow Cat” für mehrere Hunderttausend US-Dollar versteigert. Besonders am Kunstmarkt, der auch in analogen Zeiten ein Spielplatz der Superreichen ist: Hier machen bereits 10 Prozent der globalen Verkäufe von Kunstobjekten aus.

NFTs können Online gegen Ether versteigert werden © OpenSea

Doch wie können Käuferinnen und Käufer sicher sein, dass sie ein echtes Unikat in Form einer GIF-Datei erwerben? Um als Sammlerobjekt und Unikat zu funktionieren, muss ein NFT zweifelsfrei fälschungssicher sein. Dazu entwickelte sich das ERC-721-Protokoll als Standard innerhalb der Ethereum Blockchain heraus.

NFTs sind Smart Contracts

NFTs sind digitale Assets, die nicht einfach über Marktplätze wie Ebay oder Amazon verkauft werden können. Hier kommt die Blockchain ins Spiel. Blockchains bieten die Möglichkeiten, ihren Benutzern Eigentums- und Verwaltungsrechte von Objekten zu verleihen. So können individuelle Eigenschaften zu NFTs hinzugefügt werden, die die Beziehungen zwischen Benutzern und Entwicklern mit diesen Assets verändern. Aktuell wird ein Grossteil der Transaktionen über die Ethereum-Blockchain abgewickelt. Auch in anderen Netzwerken werden ständig neue NFT-Protokolle entwickelt. Diese Protokolle ermöglichen es nämlich, dass NFTs gelistet, verkauft und erworben werden können.

Das ERC-721 Protokoll war der erste Standard für die Darstellung von NFTs. Das Grundprinzip ist recht simpel. ERC-721 ordnet eindeutige identifiers (einzelne digitale Assets) Adressen zu, die den Besitzer dieses identifiers darstellen. Die digitalen Assets können mit einem simplen transferFrom-Befehl übertragen werden. 
ERC-721 ist ein vererbbarer Solidity-Smart-Contract-Standard: Entwicklerinnen und Entwickler können auf diese Weise neue ERC-721-konforme Verträge erstellen, indem sie ihn aus einer OpenZeppelin-Library importieren. Es gibt auch weitere Standards wie ERC-1155, mit welchem sich nicht nur einzelne Assets, sondern mehrere Klassen an gleichen Assets übertragen lassen. Die grössere Effizienz (mit einem Befehl lassen sich Hunderte von gleichen Objekten bewegen) kommt hier zum Preis des Verlusts von Informationen, da die Herkunft der einzelnden Assets nicht mehr überprüft werden kann.

Metadaten identifizieren Eigentümer

Die Metadaten eines digitalen Tokens – zum Beispiel einer JPG-Datei – enthalten den Namen, den Pfad und weitere Informationen über die Art eines bestimmten NFT. Diese Metadaten dienen gewissermassen als Siegel der Authentizität und müssen entsprechend gesichert werden. Dabei stellt sich die Frage, ob dies on-chain oder off-chain passieren soll: Innerhalb des Smart Contracts, den den Token darstellt (on-chain) oder separat, ausserhalb der Blockchain (off-chain). 

Beide Lösungen haben Vor- und Nachteile. 

Bei einer on-chain Lösung verbleiben die Metadaten dauerhaft mit dem NFT und können mittels der Blockchain-Logik bearbeitet werden. Das ist wichtig, wenn in der Blockchain neue NFT auf der Grundlage eines “originalen” NFT entstehen – so zum Beispiel bei den CryptoKitties, die ständig neue Katzenbilder erschaffen haben. 

Die meisten Projekte legen die wichtigen Metadaten allerdings off-chain ab. Das hat den einfachen Grund, dass die Ethereum Blockchain (auf der die meisten NFT Projekte beruht) den Speicherplatz für ergänzende Informationen limitiert, um schnell und agil arbeiten zu können. Die Metadaten werden deshalb ausserhalb der Blockchain gespeichert und über das ERC-721 Protokoll mit einem tokenURI-Befehl über eine öffentliche Domain abgerufen.

Digitale Kunst ist genau so vielschichtig wie nicht-digitale.

Sind NFT mehr als ein Spielplatz für Superreiche?

Auf den ersten Blick scheinen NFT ein ähnlich verrücktes Spekulationsobjekt zu sein wie Cryptowährungen. Der Nutzen für normale Menschen erschliesst sich nicht sofort – wer kann es sich schon leisten, Hunderttausende für lustige GIFs und Memes zu zahlen? Der Nutzen der Technologie versteckt sich hinter dem Hype, der sich innerhalb der NFT-Community entwickelte und durch zahlreiche Medien in den Mainstream getragen wurde. Denn die Anwendungsfälle können auch im echten Leben nützlich sein. 

Die Möglichkeiten von NFTs gehen nämlich über digitale Kunst hinaus. So können die Tokens auch zur Klärung von Rechten für Lizenzen und der Urheberschaft von geistigem Eigentum dienen. Dokumente wie Arbeitsverträge, Geschäftsbedingungen und Auftragsbestätigungen können zweifelsfrei verifiziert werden und den Papierverbrauch im eigenen Unternehmen reduzieren. Auch Miet- und Pachtverträge, Lizenzen für Bürogeräte und Software und Dokumentationen von sensibler Elektronik könnten über non-fungible Tokens erstellt und gesichert werden. 

Weitere Anwendungsfälle wären die Überprüfung von Universitätsabschlüssen, Weiterbildungsbescheinigungen und Arbeitszeugnissen. Auch Musikerinnen und Musiker hätten mit NFTs zusätzliche Kontrolle über ihre Arbeit und könnten besser verfolgen, wohin ihre Tantiemen fliessen – oder Ihre Werke gleich ohne die Hilfe von Plattenfirmen und Labels zum Verkauf stellen.

Diese Anwendungsfälle setzen voraus, dass NFTs und die dahinterliegende Technologie besser verstanden und auch in der breiten Bevölkerung akzeptiert werden. Das könnte noch etwas dauern – das Bargeld ist bei vielen Schweizerinnen und Schweizern nicht wegzudenken

Fest steht, dass neue Technologien kommen, um zu bleiben. Je früher man sich also mit ihnen auseinandersetzt, desto früher lassen sich die eigenen Geschäftsprozesse optimieren.

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